made with antville Die Gedanken der Marie K.: Part 1a
Dienstag, 29. August 2006
Part 1a
„Sex sells!“, sagte Coco an einem gemütlichen Abend der im stillen Hause der Montags stattfand. Sie reichte ein Exemplar ihrer nackten auf die Plattform eines Kopierers gepressten Brüste herum. Vater Jakob Montag lächelte beim Anblick, Mutter Helene fühlte sich durch die Offenheit der besten Freundin ihrer Tochter gerührt, Angela selbst schwieg und Lena hatte zuerst Probleme das Dargestellte zu erkennen und war lediglich überrascht dieses letztendlich doch noch erkannt zu haben. Man war von Coco anderes gewöhnt, und hatte sich mit ihrem offensiven Wesen abgefunden.
„Ich denke es ist ein Risiko, auch dass ich euch dieses Bild zeige, aber ich glaube es wird seine Wirkung nicht verfehlen. Es soll das Titelbild eines Buches werden, das sich mit den dunklen Seiten der Porno-Szene befasst.“
Angela seufzte innerlich genervt auf. Nicht über die Anstößigkeit der wenig ästhetischen beleuchteten Brust ihrer Freundin, noch über die eigentliche zur Schau Stellung ihres nackten Körpers, sondern über die Absicht. Denn diese war nicht die von ihr angegebene, sondern das Wecken des Interesses der Familie Montag. Coco besaß im Gegensatz zu Lena die Fähigkeit sich in die Gehirne ihrer Mitmenschen regelrecht einzubrennen, ob diese das nun wollten oder nicht. Angela störte, dass sie log, dass sie nicht einfach sagte: „Schaut euch das an!“ Aber sie gehörten dazu, diese offensichtlichen Lügen, denn ohne sie würde man nicht über Cocos Bilder, Schriften, Aussagen oder Taten nachdenken müssen. Jeder war somit auf seine Art und Weise gedanklich noch eine Zeit mit Coco beschäftigt, oder mit dem was sie in einem ausgelöst hatte. Man kann sich also schlecht vorstellen was eine ruhige und stilvolle Person wie Angela an einer Freundschaft mit Corinna fand. Was sie fand war die Sicherheit der Voraussagbarkeit, die Garantie sich jede Menge Gedanken machen zu können, diese kindliche Naivität die Angela nie erlebt hatte und nicht zu verachten die Loyalität die Coco ihr in all den Jahren entgegengebracht hatte. Und Loyalität, so entschloss Angela schon in jungem Alter, war ein gutes Ding.
An diesem Tag waren Coco und Angela 23 Jahre alt, Lena gerade 18. Was das Bild in der seit kurzer Zeit Volljährigen auslöste, war eine diffuse Besorgnis um die eigene Sexualität. Nicht dass sie anormal gewesen wäre, obwohl sie dieses Wort und das dazugehörige gegenteilige nicht sehr mochte, oder verklemmt, frigide, prüde – nein, es war etwas anderes. Es hatte mit ihr zu tun, und nur mit ihr, und sie konnte dieses unschöne Gefühl beim Gedanken an ihren Körper nur schwer ertragen, da es in keine ihr bekannte Schublade passen wollte.
Als ein Vogel gegen die Wohnzimmerscheibe flog, entwich ein vokalartig ausgedrücktes Mitgefühl aus den Mündern der Anwesenden und brachte das Gesprächsthema auf entsprechende Maßnahmen gegen das Vogelsterben am Grundstück der Montags.
„Die Katze wird ihn schon holen.“, bemerkte Vater Jakob, für den das angebliche Problem somit gelöst war.

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